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Stomatitis verhüten mit der besseren Bürste


Heidelberg, 11.08.2015 – Viele Zahnprothesen, ob Voll- oder Teilprothesen, sind nicht wirklich sauber, obwohl ihre Träger sich durchaus Mühe geben und sie mit der Zahnbürste reinigen oder ins Sprudelbad legen. An den Unterseiten finden sich häufig Plaque und mikrobielle Beläge, die zu den häufigsten Verursachern von schmerzhaften Entzündungen im Mundraum gehören. Eine neuartige Prothesenbürste (»Trioblanc«) rückt dem Problem einfach und wirkungsvoll zuleibe. Das ergab eine Pilotstudie an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik in Heidelberg.

Zahnärzte der Klinik haben über 6 Monate hinweg untersucht, wie sich bei ausgesuchten Patienten der Denture Hygiene Index (DHI)[1] ihres Zahnersatzes entwickelt, wenn sie konventionelle Zahnbürsten oder aber die neuartige Trioblanc-Spezialbürste für die Reinigung verwenden. Ergebnis: ein klarer Trend, dass die Trioblanc-geputzten Prothesen deutlich sauberer werden – und große Zufriedenheit der Anwender mit der Handhabung der Bürste.

Eine saubere Prothese bedeutet ein Stück Lebensqualität. Schlechte Prothesenhygiene führt zu Problemen wie Stomatitis, Mundgeruch und abstoßendem Aussehen. Plaque an Teilprothesen fördert zudem Wurzelkaries und Parodontose an den verbliebenen Zähnen.[2]

Das bequeme Sprudelbad für die dritten Zähne ist nicht immer das Ei des Kolumbus. Die hurtigen Sauerstoffbläschen machen zwar optisch viel Eindruck, beseitigen festsitzende Speisereste aber oft nur unvollständig. Zudem wirken die antibakteriellen Stoffe nur etwa 15 Minuten lang. Lässt man die Prothese stundenlang in der Lösung stehen, besteht die Gefahr der Wiederverkeimung. Da die Tabletten nicht billig sind, lassen manche Patienten auch zuweilen ein Bad ausfallen.

Deshalb empfehlen Zahnärzte schon lange, die Prothese mindestens einmal am Tag gründlich mechanisch zu reinigen, d. h. mit einer geeigneten Bürste und möglichst mit spezieller Prothesenpasta, da gewöhnliche Zahnpasta auf die Dauer die Kunststoffteile aufraut. Idealerweise wird sie anschließend ins antibakteriell wirkende Sprudelbad gelegt.[3]

Wie aber sieht die Praxis aus? Die Medizinische Hochschule Hannover befragte 130 Prothesenträger anonym. Ihr Durchschnittsalter war 64; Prothesen trugen sie im Schnitt seit 13 Jahren. 93% benutzten die Zahnbürste zum Reinigen; 63% zusätzlich Zahnpasta; 62% Reinigungstabletten; 20% zusätzliche Hilfsmittel wie Mundwasser, Zahnseide oder eine Interdentalbürste.[4]

Viele Patienten empfinden die Reinigung mit der Zahnbürste als mühsam und unbefriedigend. Manche können mit ihrer steif oder schwach gewordenen Hand die schlanken Griffe der Zahnbürsten nicht mehr festhalten. Auf Rat ihrer Zahnärzte stecken manche sogar Rohrisolierungen, Tennisbälle oder Fahrradlenkergriffe auf, um die Grifffläche zu vergrößern.[5] Oft können sie trotzdem die Vertiefungen in der Prothesenbasis mit den kurzen Borsten der Zahnbürste nicht erreichen.
Spezielle Prothesenbürsten sehen aus wie Zahnbürsten, haben zusätzlich auf der Rückseite des Kopfes ein langes Borstenbüschel für die Vertiefungen in der Prothesenbasis.[6] Das Problem der unhandlichen Griffe bleibt bestehen; außerdem dauert es schlicht zu lange, eine Vollprothese mit diesen kleinen Bürsten gründlich zu reinigen. Das mag neben dem Preis der Grund sein, warum sie bis heute wenig Verbreitung gefunden haben.

Der Ibbenbürener Zahnarzt Dr. Thomas Hügelmeyer hat gemeinsam mit dem Zahntechnikermeister Stephan Fislage eine neuartige Prothesenbürste entwickelt, die unter dem Namen Trioblanc von Zahnärzten, Zahntechnikern und Apotheken vertrieben wird. Die erste unter zahnmedizinischen und zahntechnischen Gesichtspunkten entwickelte Prothesenbürste ist eine Antwort auf die hier angesprochenen Probleme:

  • Der bequeme Griff ist ähnlich wie der vieler Nagelbürsten zum Durchgreifen gebaut, aber noch deutlich ergonomischer geformt. Selbst Patienten mit motorischen Einschränkungen haben keine Probleme, die Bürste gezielt in alle Richtungen zu bewegen.
  • Für jeden Verschmutzungsgrad und jeden Prothesenbereich gibt es eine genau passende große Borstenzone: ein langes Borstenfeld für die Außenflächen der Zähne und die großen Basisflächen, ein konvex gebogener Borstenkamm für die Innenflächen der Zähne, drei extralange, schräg gestellte Borstenzapfen für Vertiefungen, Halteelemente und Zahnzwischenräume.
  • Die konisch zulaufende Bürstenform verhindert, dass der Bürstenkörper beim Putzen an die Prothesenbasis stößt.
  • Die Prothese wird in allen Bereichen gründlich, schonend und – dank der großen Borstenfelder –  auch sehr zügig gereinigt; selbst hartnäckige Verschmutzungen wie Kaffee, Tee oder Nikotinverfärbungen weichen nach kurzem Schrubben.

Dr. Hügelmeyer empfiehlt allerdings, die Bürste Trioblanc nach Gebrauch aus hygienischen Gründen trocken zu lagern und ein- oder zweimal wöchentlich kurz in ein Desinfektionsbad zu legen. Dentallabore und Zahnarztpraxen können die Bürste für Verkauf und Nachkauf vorrätig halten und ihre Patienten davon in Kenntnis setzen (Kontakt: ZAPRO, Tel. 0 52 02-88 13 97). Endverbraucher erhalten die Trioblanc über die PZN 0665774 in jeder Apotheke.

 


[1]    Der Denture Hygiene Index, vorgestellt auf der 9. Jahrestagung des Arbeitskreises für Gerostomatologie am 7./8. Mai 1999 in Mainz
[2] H. Tschernitschek, J. Strempel: Prothesenhygiene aus Sicht des Patienten – Prevention Isn’t Just for Kids? Dentalforum 1/1999, S. 3
[3] A. Barlattani: Oralhygieneempfehlungen für Prothesenträger. Dentalforum 1/1999, S. 9f
[4] H. Tschernitschek, J. Strempel: ebenda, S. 3f
[5] I. Nitschke: Ratschläge zur zahnmedizinischen Prophylaxe bei älteren Menschen. Prophylaxe Impuls 1/2000, S. 16
[6] I. Nitschke: ebenda, S. 18